Schnarrtanne

 

Ansichtskarte Schnarrtanne

 

1504 kaufte Hans Edler von der Planitz einen Teil der großen Gebietsherrschaft Auerbach(Göltzsch), 1525 den verbleibenden Teil mit Schloss und Stadt. Der inzwischen erfolgreiche Bergbau im Erzgebirge versprach auch Gewinne im Vogtland.
Zwischen 1546 und 1550 ist Schnarrtanne entstanden. Erstmals urkundlich erwähnt ist das Dorf in einer Lehnsurkunde vom 05. September 1551, mit der Baltasar Edler von der Planitz durch Heinrich Burggraf zu Meißen mit der Herrschaft Göltzsch belehnt wurde, zu der Schnarrtanne gehörte. Vorausgegangen war die erste Erbteilung der Gesamtherrschaft nach dem Tode des Hans Edler von der Planitz im Jahre 1535.
In dieser ersten urkundlichen Erwähnung erscheint der Ort unter dem Namen „Die Schnarrtann“  in späteren Erwähnungen „uf der Schnarthann“ (1558), „Schnarthan“(1602), „uf die Schnardan“ (1633) und ab 1768 unter „Schnarrtanne“.

Die Bedeutung des Ortsnamen wird hergeleitet von „Schnarre“ (fnhd. Misteldrossel) und „Tanne“, also der Ort am (im) Tannenwald, in dem die Misteldrossel lebt.

In einer Taxierung des Rittergutes Göltzsch aus dem Jahre 1570 wird Schnarrtanne beschrieben: „….. do seynd etwa Fünffe oder Sechs Häuserlein, liegt gar vor dem Walde, am Gehenge uffn Piegel, haben nichts, denn ein wenig räume und kleine Stücklein Felder zu genießen.“ Nach etwa 20 Jahren hatte sich die Anzahl der Häuschen auf 11 erhöht.
Das Gemeindeleben gestaltete sich in Schnarrtanne wie in anderen vogtländischen Dorfgemeinden. Sämtliche Bewohner, die einen Hof oder den Teil eines Hofes besaßen, bildeten die „Dorfgemein“. Ihre Rechte waren prinzipiell gleich, wenn auch nach Größe Ihres Eigentums abgestuft bei der Nutzung des Gemeindeeigentums, der Allmende. Ausgeschlossen von der Allmende waren Häusler, Froner und Tagelöhner ohne eigenen Grundbesitz. Der Gemeinde stand ein Richter mit ein oder zwei Schöffen vor, die von der Grundherrschaft eingesetzt wurden. Sie wachten über die Unversehrtheit der Dorfgemarkung, besonders der Allmendegrenzen, schlichteten Nachbarstreitigkeiten und verwalteten den „gemeinen Kasten“, die kleinen Beträge der Gemeindekasse. Die dörfliche Selbstverwaltung schloss die Instandhaltung sonstigen Gemeindeeigentums und den Feuerschutz ein.

Über lange Jahre waren die Erwerbszweige der Bevölkerung neben der Landwirtschaft die Waldwirtschaft und der Bergbau in der nächsten Umgebung.

Aufgrund schlechter finanzieller Verhältnisse verkaufe Günter Edler von der Planitz 1597 etwa ein Drittel der Herrschaft Göltzsch an seinen Vetter Johann Georg auf Auerbach, darunter auch die Dörfer Schnarrtanne, Wernesgrün und Brunn zur Hälfte.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Verwüstung, Tod, Hunger und Elend über das Land. Das Vogtland – zunächst von den Schrecken des Krieges verschont – litt in den Jahren1629 bis 1645 besonders unter den ständig wechselnden Einquartierungen, Brandschatzungen und Plünderungen. Viele Bewohner der Städte und Dorfschaften flüchteten in die dichten Wälder und lebten zum Teil über Wochen dort.

Auch Schnarrtanne wurde von diesem Kriegsgeschehen hart betroffen. Nach einer Steuerliste aus dem Jahre 1661 besteht der Ort aus 13 Gütern, 6 Häuslein, 1 Häuslein liegt wüst. Von den Gütern werden drei nur zum Teil bewirtschaftet. Die Besitzer von 2 Häuslein können wegen größter Armut nichts versteuern.

Zwischen 1628 und 1661 verdoppelt sich die Anzahl der Häuser auf 21, und die Anzahl der Bewohner erhöht sich auf 125. Es ist anzunehmen, dass auch diese Entwicklung eine Auswirkung des Dreißigjährigen Krieges war. Die Verwüstung des Ackerlandes, die stark verfallenen Höfe und kleinen Güter zwangen die Bevölkerung, ihr Auskommen mehr in der Waldwirtschaft zu suchen und sich in waldnahen Orten anzusiedeln. Die um 1545 entstandene kleine Ansiedlung Regensboden blieb nach dem Krieg wüst. Wo sie sich tatsächlich befunden hat, ist bis heute ungeklärt.

Im 18. Jahrhundert wuchs der Ort Schnarrtanne zwar langsam, aber doch stetig. Neben dem Hahnenhaus entstanden neue Gehöfte, auf dem Laubberg gab es einen eigenen Ortsteil. Aus dem Jahre 1728 stammt die erste Erwähnung eines Wirtshauses in Schnarrtanne. Der Ort war auf 34 Häuser und 222 Einwohner angewachsen.

Die 2. Hälfe des 18. Jahrhunderts war durch zahlreiche Seuchenjahre und Hungersnöte gekennzeichnet. So wurde von den Soldaten des Siebenjährigen Krieges (1756 – 1763) das „hitzige Fieber“ eingeschleppt, dem in wenigen Monaten 30 Personen zum Opfer fielen. Scharlach, Ruhr und Blattern traten in manchen Jahren so häufig auf, dass sich auch hier der Begriff „Seuchenjahr“ findet. Das Jahr 1772 brachte eine Missernte und als Folge davon entsetzliche Hungersnot, in deren Folge die Zahl der Todesfälle von sonst jährlich 12 bis 15 auf 57 stieg.

Und noch etwas veränderte die dörfliche Abgeschiedenheit nachhaltig – der Bau der Staatsstraße Auerbach-Sorga-Brunn-Schönheide-Eibenstock im Jahre 1847. Schnarrtanne war damit wesentlich schneller und sicherer zu erreichen als über die alte Handelsstraße Schafberg-Schnarrtanne-Laubberg-Schönheide. Damit beginnt eine Entwicklung, die Schnarrtanne prägt.

Schnarrtanne wird zu einem beliebten Ausflugsort. Viele der alten bäuerlichen Häuser werden durch neue ersetzt. Eine weitere Anzahl von Neubauten verändert das Ortsbild nachhaltig. Die Einwohnerzahl steigt bis 1939 auf 970 an.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges beginnt auch in Schnarrtanne langsam wieder das „normale Leben“. Viele, die ihre angestammte Heimat verloren haben, finden hier ein neues Zuhause.
Am 01. Juli 1950 erfolgte die Zusammenlegung von Schnarrtanne mit der Nachbargemeinde Vogelsgrün. Das frühere Gemeindeamt Schnarrtanne wurde Wohnhaus, und die Gemeindeverwaltung zog ins Vogelsgrüner Amt ein.

Die durch den Krieg unterbrochene Entwicklung des Fremdenverkehrs kommt nun langsam wieder in Gang. So sind zum Beispiel im September 15.780 Gäste in Schnarrtanne, und die Gemeinde gewann 1956 den Wettbewerb um das schönste Dorf.

Im Jahr 1962 wurde Schnarrtanne „Staatlich anerkannter Erholungsort“.

Da Schnarrtanne und Vogelsgrün außer einer schönen Landschaft gute bioklimatische Bedingungen haben, meldet sich als erster der FDGB Karl-Marx-Stadt, um den organisierten Feriendienst einzuführen. Anfangs war es nicht einfach, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Zwar waren viele bereit, Gäste aufzunehmen, doch die Ausstattung entsprach nicht dem erforderlichen Standard. Es gab nur 3 Quartiere mit fließendem Wasser, alle anderen Zimmer waren mit Schüssel und Krug ausgestattet. Die Möbel waren nicht einheitlich und zum großen Teil veraltet.

Es wurde ständig daran gearbeitet, den Standard der vermieteten Zimmer zu verbessern.

Die Gastlichkeit der Vermieter und Einwohner trug bald Früchte. In 14-tägigen Durchgängen war es möglich, 260 Urlauber in Ferienheimen und Privatquartieren unterzubringen.
In den Folgejahren befanden sich in den Sommermonaten täglich ca. 500 Urlauber auf dem Gebiet Schnarrtanne-Vogelsgrün.

Nicht nur an das leibliche Wohl wurde gedacht. Fast an jedem Tag fanden Veranstaltungen, wie zum Beispiel Wanderungen, Vorträge oder Heimat- und Tanzabende statt.
Die hohen Urlauberzahlen bis 1989 zeigen, wie beliebt Schnarrtanne und Vogelsgrün als Urlaubsorte waren.

Der wohl von den meisten herbei gesehnte politische Umbruch sorgte im Fremdenverkehr für gravierende Veränderungen.
Einen organisierten Feriendienst und damit Urlauberzuweisungen gab es nicht mehr. Betriebsferienheime wurden geschlossen, kulturelle Programme abgesagt.
Um diesem negativen Trend gegenzusteuern, wurde am 23.08.1990 der Fremdenverkehrsverein Schnarrtanne e.V. gegründet. Dieser kümmerte sich in enger Zuarbeit mit dem Fremdenverkehrsamt um die Entwicklung des örtlichen Fremdenverkehrs.
Insbesondere Kulturelle Veranstaltungen für Urlauber und Einwohner und geführte Wanderungen bildeten die Basis für weitere Ideen.
Weiterhin musste die Infrastruktur auf das Niveau eines Erholungsortes gebracht werden. Der Anschluss an die zentrale Abwasserversorgung 1992 war ein wichtiger Schritt. Auch der Ausbau der Straßen wurde vorangetrieben.
Ein weiterer wichtiger Punkt war die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für Urlauber im Ort.
Bereits 1993 beschloss noch der Gemeinderat Schnarrtanne den Ausbau des ehemaligen Kinderkurheimes zum „Haus des Gastes“.
Von 1993 bis 1998 wurden die umfangreichen Baumaßnahmen am Gebäude durchgeführt, im Jahre 2000 folgten die Außenanlagen.

Seit dem 28. Februar 1998 steht das „Haus des Gastes“ mit Veranstaltungen, Jugendclub, Fremdenverkehrsamt, Bibliothek, Räumen für Vereine und einem reichhaltigen Angebot an Kursen und Veranstaltungen zur Verfügung.(Stand 2001)

Ein weiteres Zentrum des Tourismus entstand im „Waldpark Grünheide“. Darauf soll an anderer Stelle (unter Grünheide) eingegangenwerden.

Aus der Festschrift „450 Jahre Schnarrtanne 590 Jahre Vogelsgrün 75 Jahre Paul-Gerhardt Kirche“ 2001

 

Diese alten Prospekte hat uns Herr Heckel aus Schnarrtanne zur Verfügung gestellt

 

 


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